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Dysarthrophonie – Ursachen, Symptome und Therapiemaßnahmen der erworbenen Sprechstörung

Für Dysarthrophonie-Patienten werden der verbale Ausdruck und der soziale Kontakt mit den Mitmenschen zu einer großen Herausforderung. Die Sprechstörung kann verschiedene Ursachen haben und lässt sich in vielen Fällen gut behandeln. Im Folgenden erfahren Sie, welche Therapieansätze Erfolg zeigen und was Betroffene und ihre Mitmenschen tun können, um die richtigen Rahmenbedingungen für eine lebendige Kommunikation zu schaffen.

Dysarthrophonie - Definition und alternative Bezeichnungen

Die Dysarthrophonie beschreibt eine erworbene, vorwiegend Erwachsene betreffende Sprechstörung. Sie ist auf Schädigungen des peripheren oder zentralen Nervensystems zurückzuführen. In der Fachsprache ist auch der Begriff Dysarthrie gebräuchlich. Abhängig von den betroffenen Gehirnarealen kann sich eine Dysarthrophonie in verschiedenen Beschwerden manifestieren, die zu mehr oder weniger ausgeprägten Einschränkungen der Sprachproduktion führen.

Mögliche Ursachen und Auslöser einer Dysarthrophonie

Die Fähigkeit eines Menschen, sich durch Worte auszudrücken, basiert auf einem komplexen Zusammenspiel mehrerer fein aufeinander abgestimmter Bewegungen. An diesen scheinbar automatischen Bewegungsabläufen sind über hundert verschiedene Muskeln beteiligt. Dabei kommen mit der Atmung, der Stimme und der Artikulation drei Funktionssysteme zur Anwendung. Um Laute und Worte zu produzieren, müssen alle beteiligten Muskeln des Zwerchfells, des Kehlkopfs sowie des Mund-, Rachen- und Nasenraums uneingeschränkt funktionieren. Kommt es aufgrund von Gewebsschädigungen zu Lähmungen oder zu einer gestörten Koordination zwischen Gehirn, Nerven und Muskeln in einem dieser Körperbereiche, sind Fehlfunktionen beim Sprechen, die sich in Form einer Dysarthrophonie manifestieren, die Folge.

In den meisten Fällen tritt eine Dysarthrophonie nicht als eigenständige Störung auf, sondern als Symptom einer Grunderkrankung. Diese kann durch ein bestimmtes Ereignis wie etwa einen Unfall ausgelöst werden oder sich im Rahmen einer fortschreitenden Erkrankung entwickeln. Bei der Definition der möglichen Ursachen einer Dysarthrophonie unterscheiden Mediziner fünf Gruppen. Frühkindliche Schädigungen des Gehirns, in erster Linie Zerebralparesen, können mitunter zu einer Dysarthrophonie führen. Häufig tritt die Sprechstörung als Folge eines Schlaganfalls auf. Gehirntumore sowie durch Verletzungen und Unfälle bedingte Schädelhirntraumata werden zu einer weiteren Ursachengruppe zusammengefasst. Auch Syndrom-Erkrankungen können durch eine Dysarthrie begleitet sein. Andere Ursachen sind fortschreitende neurologische Erkrankungen. Zu dieser Ursachengruppe werden unter anderem die Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, die sogenannte Huntingtonsche Chorea oder die Heredo Ataxie gezählt.

Symptome und Formen einer Dysarthrophonie

Eine Dysarthrophonie kann abhängig von Ausprägung und Schweregrad verschiedene Symptome hervorrufen. Grundsätzlich ist die Störung immer durch Veränderungen des Sprechens gekennzeichnet, die unterschiedlicher Natur sein können. Die Patienten sind nicht in der Lage, alle am Sprechen beteiligten Bewegungen der Phonation, des Atmens und der Artikulation richtig zu koordinieren. Die Sprache des Betroffenen kann dadurch undeutlich, verzerrt, abgehackt oder verwaschen sein, wie alkoholisiert wirken, sich auffallend monoton anhören, deutlich verlangsamt oder zu schnell sein. Es ist möglich, dass vorwiegend die Stimme betroffen ist, die dann zu leise, zu gepresst, nasal, rau oder heiser klingt. Eine beeinträchtigte Stimmqualität kann sich auch darin äußern, dass der Patient zu laut oder in einer veränderten Tonhöhe spricht. Oft sind auch die Gesichts- und Mundmuskeln in ihrer Bewegungsfähigkeit stark eingeschränkt oder es bereitet durch das Vorliegen einer Dysarthrophonie das Schlucken Probleme, was mit unkontrolliertem Speichelfluss, Husten und Verschlucken sowie Behinderungen der Nahrungsaufnahme einhergeht. Im schlimmsten Fall führt die Störung dazu, dass sich der Patient nicht mehr sprachlich verständlich machen kann. Allen reinen Dysarthrien ist jedoch gemeinsam, dass weder das Sprachverständnis noch die Intelligenz, das Kommunikationsbedürfnis und der Wortschatz der Betroffenen beeinträchtigt sind. Die Fähigkeit, zu lesen sowie grammatikalisch und orthographisch korrekt zu schreiben, bleibt bei einer reinen Dysarthrophonie immer erhalten.

Abhängig vom Erscheinungsbild und den Auslösern der Störung werden mit der spastischen, der hypotonen, hyperkinetischen, hypokinetischen, der ataktischen und gemischten Dysarthrophonie sechs Formen unterschieden. Allerdings ist keine der Ausprägungen durch spezifische und einheitliche Symptome gekennzeichnet. Es ist auch möglich, dass sich die Beschwerden bei ein und demselben Patienten im Krankheitsverlauf stark verändern.

Möglichkeiten der Therapie von Dysarthrien

In der Logopädie kommen verschiedene Therapieansätze zur Anwendung, um eine Dysarthrophonie zu behandeln. Durch die Vielzahl an verschiedenen Formen und Symptombildern der Störung muss jede Therapie patientenspezifisch und individuell konzipiert werden. Ein Kind oder ein Erwachsener, der von Kindesalter an mit einer Dysarthrie lebt, benötigt andere Therapieformen und -frequenzen als ein Mensch, der nach einem Unfall oder einem Schlaganfall plötzlich unter einer erworbenen Sprechstörung leidet. In jedem Fall ist die Fähigkeit des Therapeuten, eine motivierende Beziehung zu dem Betroffenen aufzubauen, eine wichtige Grundvoraussetzung für den langfristigen Behandlungserfolg. Die logopädische Therapie einer Dysarthrophonie zielt je nach Ausprägung und Schweregrad der Störung darauf ab, die selbständige Kommunikationsfähigkeit zu verbessern, wiederherzustellen oder in Form alternativer Wege zu erarbeiten. Ein wichtiger Aspekt der Behandlung ist die Funktionstherapie, die oft in enger Zusammenarbeit mit einem Physiotherapeuten konzipiert wird. Im Mittelpunkt stehen zunächst Verbesserungen der Kopf- und Körperhaltung sowie ein Ausgleichen einer zu hohen Körperspannung mit gezielten Übungen. Im weiteren Verlauf der Therapie werden die Funktionen der Atmung, der Phonation und der Artikulation trainiert. Ein bewusstes Durchführen der Bauchatmung unter Anleitung des Therapeuten bewirkt eine Verlängerung des Atemstroms, was einen nachhaltig positiven Effekt auf die Stimm-und Lautproduktion ausübt. Verschiedene Übungen für die Stimmlippen und die Muskulatur des Kehlkopfes erzielen eine harmonische Schwingung, wodurch sich die Fähigkeit, verschiedene Töne zu halten und eine in angemessener Lautstärke und natürlich klingende Stimme zu produzieren, deutlich verbessert. Auch die Mundmotorik kann mit logopädischen Übungen gezielt trainiert werden. Massagen und Vibrationstherapien entfalten eine positive Wirkung auf den Muskeltonus und die Lähmungen im Bereich der Lippen, Zunge und des Gaumensegels.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der logopädischen Therapie einer Dysarthrophonie ist die gezielte Kommunikationsförderung, um den zwischenmenschlichen Alltag der Betroffenen positiv zu beeinflussen. Dies geschieht in der Regel durch Rollenspiele, die von den realen Lebensbedingungen des jeweiligen Patienten inspiriert sind und bestimmte Probleme im alltäglichen sozialen Umgang beseitigen. Wenn das Sprechen aufgrund der körperlichen Einschränkungen nicht möglich ist, kann der Therapeut andere Kommunikationskanäle öffnen und gezielt einsetzen, damit trotz der sprachlichen Einschränkungen ein zwischenmenschlicher Kontakt möglich ist. In vielen Fällen können intensiv geschulte Gestik und Mimik als Alternative genutzt werden. Um die Schriftsprache gezielt anzuwenden, kommen sowohl das Schreiben und künstlerische Ausdrucksmittel als auch elektronische Hilfsmittel zur Anwendung. Der Einsatz von Computern kann bei Menschen mit Bewegungsunfähigkeiten wesentlich dazu beitragen, den Spracherwerb zu fördern und Ihnen zu ermöglichen, mit Ihrem sozialen Umfeld in Kontakt zu treten.

Verhaltenstipps für Betroffene und ihre Mitmenschen

Menschen, die unter einer Dysarthrophonie leiden, können einiges dazu beitragen, um sich selbst und ihrer Umgebung die Kommunikation zu erleichtern. Der verbale Austausch sollte stets in einer ruhigen Umgebung ohne Hintergrundgeräusche wie Straßenlärm oder Radio stattfinden. Bei längerem Sprechen sind Pausen und das Trinken von etwas Wasser, bei vermehrtem Speichelfluss das regelmäßige bewusste Schlucken, oft sehr hilfreich. In Stresssituationen ist es sinnvoll, auch das Schreiben sowie die Gestik gezielt zu nutzen, um es zu vermeiden, nicht gleich verstanden zu werden. Durch ein selbstbewusstes Auftreten des Betroffenen, direkten Blickkontakt sowie das Aufklären der Mitmenschen über die eigene Erkrankung werden die Gesprächspartner geduldig und ruhig zuhören, auch wenn die Sprache verzerrt oder eingeschränkt ist.

Diese sollten sich immer darum bemühen und sich die Zeit nehmen, ihr von einer Dysarthrophonie betroffenes Gegenüber richtig zu verstehen und im Zweifelsfall nachzufragen. Durch Wiederholen des Verstandenen wird der Betroffene entlastet, da er nicht ganz von vorne beginnen muss. In der Kommunikation mit Dysarthrophonie-Patienten ist stets Rücksicht gefragt, denn diese können durch die Anstrengung, sich verständlich auszudrücken, schnell ermüden. Außerdem sind deren Sprachfähigkeiten stark von äußeren Einflüssen wie Wetterbedingungen oder Stress abhängig. Auch bei unerwarteten oder der Situation unangemessenen emotionalen Ausdrücken wie Weinen oder Lachen ist es immer empfehlenswert, sensibel zu reagieren und nachzufragen. Ein einfühlsames Verhalten von beiden Seiten verhindert Missverständnisse und ermöglicht den Betroffenen, in einen lebendigen Kontakt mit ihrer Umwelt zu treten.

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