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Ergotherapie bei autistischen Kindern und Erwachsenen

Eltern bemerken oft an Kleinigkeiten, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt: Es reagiert nicht auf ein Lächeln, kann den Blickkontakt nicht aufrechterhalten, möchte nicht berührt werden, spielt immerzu alleine, spricht nicht oder nur unverständlich, lacht nicht oder zeigt keine Freude. All das könnten erste Anzeichen des frühkindlichen Autismus sein, auch Kanner-Syndrom genannt. Diese Entwicklungsstörung zeigt sich in der Regel schon vor dem dritten Lebensjahr und bleibt ein Leben lang. Experten gehen davon aus, dass rund ein Prozent der Weltbevölkerung davon betroffen ist, wie viele es in Deutschland sind, lässt sich nicht genau sagen. Schätzungen zufolge sind es rund 60.000.

Autismus - und nun?

Lautet die Diagnose "Autismus", möchten die meisten wissen, wie es nun weitergeht. Andere wiederrum fragen sich, was man dagegen tun kann. So viel steht fest: Heilen lässt sich Autismus nicht. Betroffene sollten daher erst gar nicht nach einem Wundermittel oder Wunderheiler suchen. Aber es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, bestimmte Probleme, die mit Autismus zusammenhängen, besser in Griff zu bekommen. Vor allem in den Bereichen Kommunikation, Motorik und Sozialverhalten gibt es einige Therapieansätze, die hilfreich sind. Eine wichtige Therapieform ist die Ergotherapie, die idealerweise im Kindesalter in Anspruch genommen wird, damit Defizite frühzeitig kompensiert werden.

Ergotherapie als Behandlungsmethode

Da Autismus nicht heilbar ist, geht es in der Ergotherapie vor allem um die Förderung von Kommunikation, Wahrnehmung und dem Sozialverhalten sowie um Verbesserung von Verhaltensproblemen. Betroffene Patienten lernen, sich mit ihrer Identität und ihren Gefühlen auseinanderzusetzen und wie sie lebenspraktische Fähigkeiten aufbauen und gestörte Verhaltensweisen abbauen.

In der Ergotherapie werden Familienangehörige und Bezugspersonen von Anfang miteinbezogen. Sie erhalten umfassende Informationen über das Krankheitsbild und über den Umgang mit Autisten.

Mögliche Therapieansätze

So verschieden die Ausprägungen des Autismus sind, ist auch das therapeutische Vorgehen. Welcher Ansatz der richtige ist, hängt davon ab, welche Symptome der Betroffene aufweist und welchen Entwicklungsstand er hat. Außerdem spielen für die Wahl des Ansatzes Alter und Empfänglichkeit eine wichtige Rolle. Es gibt spezielle Methoden, die für Menschen mit Autismus entwickelt wurden wie zum Beispiel das TEACCH-Programm (Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children). Durch den individuellen Einsatz von visuellen Anweisungen und Strukturierungshilfen wird die Umwelt für Autisten nachvollziehbarer und überschaubarer gestaltet und entsprechende Verhaltenshilfen abgeleitet.

Weitere mögliche Therapieformen sind die Sensorische Integrationstherapie, bei der die Sinneswahrnehmung und -verarbeitung durch gezielte Reizzufuhr verbessert werden, oder die tiergestützte Ergotherapie, bei der die Praxis entweder einen Hund oder eine Katze - seltener ein Pferd oder Esel - besitzt. Das Tier dient als Brücke zwischen Patient und Therapeut, denn autistische Menschen bauen zu Tieren oft einen besseren Kontakt auf als zu Menschen.

Ergotherapie dauert meist mehrere Jahre

Die Dauer der Therapie ist einerseits abhängig vom Bild des Autismus und andererseits von den individuellen Zielen des Betroffenen. In der Regel dauert die Therapie mehrere Jahre. Wichtig ist, dass der Patient am Ende der Ergotherapie weitestgehend in der Lage ist, viele alltägliche Dinge selbst auszuführen und weniger Hilfe in Anspruch nehmen muss. Im Verlauf der weiteren Entwicklung kann es natürlich sein, dass die erneute Aufnahme einer Ergotherapie notwendig ist, vor allem bei einschneidenden Veränderungen im Leben wie beispielsweise Pubertät oder Umzug.

Andere Faktoren spielen auch eine Rolle

Wichtig für den Erfolg der Ergotherapie ist auch das soziale Umfeld des Betroffenen. Es reicht nicht aus, wenn der Patient nur in den Therapiestunden übt. Ebenso muss er das Erlernte im Alltag, also zu Hause und in der Gesellschaft, anwenden. Dazu benötigt er Hilfe von Familie und Freunden. Wer zusätzlich zur Ergotherapie noch andere Hilfe in Anspruch nimmt wie Logopädie oder Psychotherapie, erhöht die Chance, im Alltag besser klarzukommen. Manche Menschen mit Autismus schaffen es sogar, sich völlig selbstständig zu versorgen. 

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